Function all night long

David Sumners Besuche haben Kultstatus erreicht; wer die ersten verpasst hat, muss sich heut dem unerschöpflichen Potential stellen. Der New Yorker beherrscht psychedelisch-verschrobenen Techno. So sehr gar, Vergleiche sind unangebracht, sie verstellen den Blick auf sein Werk. Befreit von jedweden Referenzen bleiben uns wabernde Bässe, bohrende Synthesiser und pointilistische Akzente; reichlich unzuverlässige Orientierungshilfen, will man sich daran im Diesseits halten. Soll man auch gar nicht. Die Geradlinigkeit des Fundaments erlaubt Freiheit, wo andernorts forsche Formalität regiert. Spannung wird gefunden im Widerspiel der Elemente. Unerbittlich tickt der Maschinenrhythmus fort, derweil die Menschlichkeit bald eingeladen, bald vorgetäuscht wird. Auf seinen Langspielern wird diesem Dualismus Raum gegeben, die Beziehung zwischen Fleisch und Schaltkreis verhandelt: «Incubation» liess die Oberhand der Maschine unausweichlich scheinen, derweil das Folgewerk «Existenz» organischer auftritt und transzendentale Perspektiven erprobt. Ohne Frage ist Sumners Werk einmalig in Kohärenz und Konstruktion; seine DJ-Sets, vielleicht aufregendste Facette seines Schaffens, Verlängerung dieses Narrativs. Pflichttermin für alle, furchtlos nach dem Horizont zu jagen.